Hochwasser im Stadtgebiet

31.05.2024
Feuerwehr

Stadtgebiet glimpflich davongekommen, aber tragischer Unfalltod eines Feuerwehrmannes

In der ersten Juniwoche war der Landkreis Pfaffenhofen von einer Hochwasserkatastrophe betroffen. In der Stadt Pfaffenhofen erreichten Ilm und Gerolsbach einen Pegelhöchststand von 303 cm. Der bisherige Rekordstand während des Hochwassers im Juni 2013 hatte lediglich 270 cm betragen. Während am Samstag von 14 bis 15 Uhr der Gerolsbach binnen einer einzigen Stunde von 110 auf 253 cm anschwoll, stieg der Ilmpegel langsamer und erreichte erst in der Nacht auf Sonntag seinen Höchststand. Der Gerolsbachpegel lag deutlich über dem sog. HQ100, also einem Hochwasser, das im Mittel alle 100 Jahre erreicht oder überschritten wird. Nach der Niederschlagspause vom Sonntag fielen beide Pegel bis zum Montagmorgen glücklicherweise schnell auf unter 1 Meter.

Im Vergleich zu den erheblichen Schäden im Landkreis-Norden ist die Stadt Pfaffenhofen insgesamt relativ glimpflich davongekommen; überschattet wird dies allerdings durch den tragischen Unfalltod eines Feuerwehrmannes bei der Personenrettung. Die Feuerwehr verzeichnete insgesamt knapp 200 Einsatzorte. Betroffen waren im Wesentlichen das Gebiet um Dr.-Bergmeister-Straße, Rot-Kreuz-Straße, Kapellenweg und Adolf-Rebl-Straße bzw. Gabis, Georg-Hipp-Straße und Münchener Vormarkt sowie Teile von Sulzbach entlang der Hohenwarter Straße und die Ilmsiedlung in Affalterbach-Uttenhofen. Die betroffenen Gebiete wurden per Sirene und Lautsprecherwagen gewarnt. Hilfeleistung durch die Feuerwehr war insbesondere bei überschwemmten Kellern und Tiefgaragen erforderlich.

Die Feuerwehren des Landkreises Miesbach unterstützten die Pfaffenhofener Stadt- und Ortsteil-Feuerwehren ab Sonntagmorgen durch ein Hilfeleistungskontingent mit 22 Fahrzeugen und 120 Einsatzkräften. Die vier Orts-Feuerwehren (Pfaffenhofen Stadt, Ehrenberg, Tegernbach und Uttenhofen) waren in gleicher Stärke für annähernd fünf Tage dauerhaft im Einsatz. Straßenzugweise wurden die betroffenen Gebäude leergepumpt. Bis zum Montagabend konnten so praktisch alle Einsatzorte abgearbeitet werden.

Parallel wurde durch Kräfte der Feuerwehr Pfaffenhofen von Samstagmorgen, 1. Juni 2024 8:30 Uhr bis Dienstagnachmittag, 04.06. 15:00 Uhr dauerhaft die Kreiseinsatzzentrale des Landkreises mit mind. 4 Einsatzkräften besetzt. 

Dank an alle Helfer

Der Dank der Stadt gilt allen haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften und allen weiteren Helfern unter anderem der Stadtwerke, des Wasserwirtschaftsamtes, des Bayernwerkes, der Privatunternehmen, sonstiger öffentlicher Dienststellen sowie allen Helfern aus der Bevölkerung.

Die Feuerwehr war überwältigt von der Unterstützung aus der Bevölkerung und von lokalen Unternehmen, die beim Befüllen von Sandsäcken und durch Verpflegung der Einsatzkräfte ihre Solidarität zeigten und somit die Feuerwehren während der Hochzeit der Einsätze unterstützten. Weiterhin half die Feuerwehr Schweitenkirchen, indem sie von Samstag auf Sonntag die ganze Nacht Sandsäcke befüllte und diese der Pfaffenhofener Feuerwehr zur Verfügung stellte. Insgesamt wurde knapp 60.000 Sandsäcke verbaut bzw. an die Bevölkerung ausgegeben.

Anteilnahme am tragischen Tod eines Feuerwehrmannes

Allerdings hat es einen tragischen Unglücksfall bei der Personenrettung mit einem gekenterten Rettungsboot gegeben, bei dem der langjährige Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Ehrenberg in der Uttenhofener Ilmsiedlung ums Leben kam. Die Stadt und die Feuerwehren Pfaffenhofens trauern tief betroffen um den Feuerwehrkameraden, der sein Leben bei der Rettung anderer Menschen im selbstlosen Einsatz für die Allgemeinheit verloren hat. Die aufrichtige Anteilnahme gilt der Familie, insbesondere seiner Ehefrau und seinen Kindern.

Wer gezielt die Familie des Verstorbenen unterstützen möchte, kann zweckgebunden auf ein Sonderkonto des Landesfeuerwehrverbandes Bayern (IBAN: DE34 7002 0270 0039 6095 76) bei der HypoVereinsbank München spenden (Verwendungszweck: „Todesfall Ehrenberg-Pfaffenhofen“).

Katastrophenschutzvorbereitungen haben sich bewährt

Bewährt hat sich zum Beispiel die bereits nach dem Hochwasserereignis 2013 getätigte Anschaffung mobiler Pumpen, die der Bevölkerung von der Feuerwehr zur Verfügung gestellt werden können. Alle 32 Stück waren im Einsatz.

Gleichfalls hat sich die Ableitung durch den Flutgraben bewährt; das städtische Kanalsystem war anders als beim Starkregenereignis vom September 2023, als binnen 15 Minuten sintflutartiger Regen fiel, nicht überlastet.

Auch der Pumpenraum des Pfaffenhofener Freibades konnte vor Überflutung geschützt und dadurch die Freibadsaison sichergestellt werden.

Überörtliche Hilfe

Die Feuerwehren Pfaffenhofen haben auf der einen Seite Hilfe erhalten, auf der anderen auch die anderen Feuerwehren im Landkreis unterstützt. Am Montag lieferte man gemeinsam mit den Stadtwerken 50 Paletten Sandsäcke nach Vohburg. Weitere 65 Paletten Sandsäcke wurden am Dienstag nach Neuburg zur Ertüchtigung der Donaudämme gebracht; außerdem stellte die Feuerwehr Einsatzkräfte für die Gebietsabsicherung in Reichertshofen und beseitigte Ölschäden in Hohenwart.

Der Pfaffenhofener Feuerwehr-Kommandant und Kreisbrandmeister Seemüller übernahm an mehreren Tagen die örtliche Einsatzleitung des Hochwasser-Einsatzes im Landkreis. Dort lieferte er beim Treffen mit Bundeskanzler Scholz dem Kanzler Informationen aus erster Hand über die Bedarfe des Katastrophenschutzes.